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Fake News und Demokratie: Medienkompetenz ist gefragt


Wenn gefragt wird «Wo ist die Schweiz stark?», ist eine der häufigsten Antworten, «unsere Demokratie.» Am 8. Februar ist der Kinostart von «Die 4. Gewalt», einem Film, der die Unabhängigkeit der vierten Gewalt in der Demokratie als bedroht behandelt: «nicht nur in der Türkei oder in Polen, auch hier in der Schweiz». Diese Beziehung zwischen Demokratie und Medien stand im Zentrum des ersten »ethik22- Café», zu dem Thomas Wallimann-Sasaki, Leiter von «ethik22», am Montag, 26. Februar nach Zürich eingeladen hatte. Als Gast konnte er Dominique Strebel, Journalist, Jurist und Studienleiter der Journalistenschule MAZ, begrüssen. Nach einem anregenden Gespräch sassen die Teilnehmenden bei einem kleinen Imbiss zusammen und führten die Diskussion engagiert weiter.

Risiko Manipulation

Wie sieht die Verbindung zwischen Demokratie und Medien aus? so eröffnete Thomas Wallimann-Sasaki das zum ersten Mal stattfindende «ethik22- Café». «Demokratie braucht verlässliche Informationen, die die Medien aufbereiten» antwortete der Journalist und Jurist Dominique Strebel, der als Studienleiter an der Schweizer Journalistenschule MAZ in Luzern tätig ist. Denn um Information verlässlich zu präsentieren, braucht es eine objektive, unabhängige Darstellung mit verifizierten Quellen. Wallimann fragte weiter, wie sich hier das «Bubble»-Phänomenon verstehen lässt. Strebel erläuterte, dass Medienkonsumenten nach Informationen verlangen, die in ihr Weltbild passen. Damit bewegen sie sich zunehmend in einer ideologischen Blase, wo alle Fakten wegfallen, die ihnen nicht passen. Solche Blasen oder Konsens-Brillen, gab es jedoch schon früher. Strebel verwies auf die klassischen Meinungsblätter wie z.B. das «Vaterland», das die Welt durch einen spezifischen ›Algorithmus’ sah und präsentierte. Später, ab den 70er Jahren orientierten sich die Medien vermehrt an Ausgewogenheit. Aber heute», führte Strebel weiter aus, «kennen Konsumenten von digitalen Informationen den 'Algorithmus' des Informationslieferanten nicht und sie sind auch nicht daran interessiert, diesen zu ergründen.» Strebel erwähnte Studien, die unser Online-Verhalten in Bezug auf Quellen erforscht haben. Diese zeigen, dass viele LeserInnen nicht einmal einen Blick auf die Quellen werfen. Dies ist brisant, denn «Bubbles und nicht verifizierte Inhalte können zielgenau mit dem Hirn spielen und so als Propaganda benutzt werden, warnte Strebel. Wir müssten die Medienkompetenz der LeserInnen erhöhen, merkte dazu ein Teilnehmer an.

Rolle der Journalistinnen

Und was bedeutet das für Journalistinnen? Journalisten sind mit einer immer grösseren Informationsdichte und -geschwindigkeit konfrontiert und müssen gleichzeitig in immer kürzerer Zeit mehr Artikel generieren und dies auf diversen Plattformen. Strebel listet fünf Grundpfeiler der Medienethik auf, die Ihnen dabei helfen: 1. Wahrhaftigkeit verpflichtet, alle Quellen zu überprüfen; 2. Unabhängigkeit verpflichtet, Information nicht parteiisch zu präsentieren und sogar die Finanzierung einer Quelle zu erforschen; 3. Die Verpflichtung zur Fairness. Sie soll ein breites Spannungsfeld von Perspektiven und Meinungen garantieren; 4. Gegenüber den Personen, die behandelt werden, muss die Privatsphäre respektiert werden. Über den fünf Grundpfeilern steht dabei immer die Transparenz, denn LeserInnen sollen diese Grundausrichtungen auch wahrnehmen dürfen. «Und es muss spannend zu lesen sein!» wirft Strebel am Schluss ein.

…und was es kostet

Solche journalistische Arbeit ist nicht gratis zu haben. Wir müssen darum auch bereit sein, für eine höhere Qualität des Journalismus zu bezahlen. Früher wurde dies über Werbung finanziert, doch heute fehlt dies zunehmend, weil Unternehmen online einen direkten Zugang zu ihren Kunden nutzen. Auch aus juristischer Perspektive – so Strebel – kostet es, wenn man die Wahrheit sichern will. Und so kostet es auch etwas, wenn wir an qualitativ guter Information interessiert sind.

«Trotz aller neuen Herausforderungen hält die Schweizer Medienlandschaft dem Praxistest nach wie vor Stand» so Strebel. Gerade die aktuelle Volksinitiative «NoBillag» zeige, dass die Stimm-bürgerinnen und -bürger über alle Argumente der verschiedenen Blöcke Bescheid wissen und die Folgen ihrer Entscheidung abschätzen können. Man kann also sagen, dass sowohl die Journalisten wie auch die Leserschaft ihre Arbeit immer noch machen. Gleichwohl bleibt die Herausforderung, die Medienkompetenz der LeserInnen zu sichern wie auch das medienethische Wissen wach zu halten. Demokratie gilt es immer wieder zu gestalten. So fasste Thomas Wallimann das Gespräch abschliessend zusammen und meinte: «Als LeserInnen und Journalisten sind wir darum gemeinsam auf einem Denk- und Gestaltungsweg.»

Jonas Sagelsdorff, Mitarbeiter «ethik22»

«ethik22» ist ein Institut für Sozialethik, das Raum für Werte und Dialog schafft. Angesichts einer komplexen Welt und vielen Fragen hilft «ethik22» fundierte Perspektiven zu aktuellen Themen zu erarbeiten sowie sozialethische Orientierung zu diskutieren und darüber nachzudenken. Das Institut wird geleitet vom Theologen und Sozialethiker Thomas Wallimann-Sasaki.

https://www.kath.ch/medienspiegel/fake-news-und-demokratie-medienkompetenz-ist-gefragt/

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