top of page

ethik22 - eNewsletter

Abstimmungs - Info & Neuigkeiten nicht verpassen!

Folgen Sie uns!
  • Facebook Basic Square
  • Twitter Basic Square
  • LinkedIn Social Icon
  • YouTube Social Icon

Wasser: Gefährdet wertvolles Gut



Damit wir Qualität und Verfügbarkeit von Wasser sichern können, müssen wir uns informieren und handeln. So sucht «ethik22» Antworten auf die Fragen:

  • Wie verteilt sich Wasser und welche Auswirkungen haben wir Menschen darauf?

  • Was sind wir uns beim Wasser nicht bewusst?

  • Wie sollen wir Wasser für die nächste Generationen sichern?

Diese Fragen diskutierten an Beispielen aus der Schweiz und Sambia Franziska Herren von der Trinkwasserinitiative und Ueli Schäli, Agronom und Experte für Entwicklungszusammenarbeit.


 

Am 30. Juni 2020 trafen sich beim ethikCafé» von «ethik22» Franziska Herren und Ueli Schäli sowie weitere Gäste und diskutierten zu "Wasser in der Schweiz und der Welt".

 


Verteilung des Wasser

Wasser verteilt sich selber als Teil eines wunderbaren Naturkreislaufs. Gleichwohl hat jeder und jede von uns auch Einfluss auf die Verteilung und die globale Verfügbarkeit von Wasser. Durch unseren alltäglichen Umgang, über den Klimawandel und durch unser Konsumverhalten entscheiden wir mit, wer wie viel Wasser zur Verfügung hat – sowohl heute als auch in künftigen Generationen. Das folgende Video erzählt davon:


Wissen über Wasser

Viele Menschen sind wenig oder schlecht informiert, welche Herausforderungen an die Wasserqualität und -quantität weltweit, aber auch in der Schweiz bestehen.

 

Für das Wasser, das ein Schweizer für eine WC-Spülung braucht,

muss eine Frau in Sambia zwei mal zum Fluss laufen.

Ueli Schäli.

 

„In Sambia trocknen viele Brunnen aus. Deshalb müssen die Frauen das Wasser am Fluss holen. Dafür laufen sie mit 20-Liter-Kübeln z.T. weite Distanzen – oft mehrmals am Tag. Für das Wasser, das ein Schweizer für eine WC-Spülung braucht, muss eine Frau in Sambia zwei Mal zum Fluss laufen,“ erklärt Ueli Schäli, der sich seit vielen Jahren in Sambia engagiert und dort junge Menschen zu Berufsleuten ausbildet.


So ist die Abholzung der Wälder in Sambia ein grosses Problem. Die Böden sind nicht mehr geschützt und ein grosser Teil des Regens verdunstet gleich wieder. Dadurch werden auch die Flüsse nicht mehr gespiesen. Die Folge ist, dass der wichtigste Stausee in Sambia nicht mehr genug gefüllt wird.

Auch in der Schweiz ist gutes Wasser keine Selbstverständlichkeit. „Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie sehr unser Trinkwasser mit Pestiziden belastet ist. Eine Million Schweizer sind von belastetem Trinkwasser betroffen. Dieses Problem finanzieren wir noch über Subventionen mit unseren Steuern“ erklärt Franziska Herren, die in den letzten Jahren

 

Das Wasserschloss Schweiz importiert mehr als 87% seines Wasserverbrauches in Form von Konsum- und Luxusgütern, die im Ausland produziert werden.

 

So führt der Pestizidgebrauch zu einer Reihe von gesundheitlich und ökologisch negativen Folgen. Auch die konventionelle Fleischproduktion braucht nicht nur viel Wasser, sondern belastet dessen Qualität z.B. auch durch die Anwendung von Futtermitteln, Dünger oder präventive Antibiotika. Diese sind mit eine Ursache für die Bildung antibiotika-resistenter Bakterien, die für Mensch und Tier gefährlich sind.


Ein sorgfältiger Umgang mit Frischwasserressourcen rückt auch in der Schweiz vermehrt ins Bewusstsein. Während die Frischwasserressourcen pro Person in Grönland auf 10'662'187 Liter geschätzt werden, betragen sie in Kuweit 0 Liter. In der Schweiz sind es 4'934 Liter pro Person. (Für einen Überblick siehe ethik22 – das Magazin; Juni 2020.)



Wasser und die Pandemie


Bei uns in der Schweiz wurde zu Beginn der Pandemie WC-Papier gehamstert, in Sambia – so Ueli Schäli - gab es Hamsterkäufe von Wasser. In Sambia werden die Wasserleitungen in den Städten mit Wasser aus Flüssen gespiesen. Wer es sich leisten kann – die Mittel- und Oberschicht – kauft deshalb Wasser in 20-Liter-Kanistern. Zu besonderen Anlässen, z.B. wenn sie Gäste haben, kauft auch die ärmere Bevölkerung Wasser. Da die 20-Liter-Kanister für diese Bevölkerungsschichten unerschwinglich sind, müssen sie Flaschen à ein Liter oder einem halben Liter kaufen. Der Preis dafür ist aber noch überrissener als für die grossen Kanister.

Auch in der Schweiz hatte die Pandemie einen Einfluss auf das Wasser. Die Menschen konnten während dem Lockdown nicht auswärts essen und mussten selber kochen. Dabei zeigte sich, dass sie in der eigenen Küche mehr auf nachhaltige Produkte achten und weniger Fleisch essen als auswärts. So hatte die Pandemie durchaus einen positiven Einfluss auf Wasserverbrauch, Sauberkeit und Biodiversität.

 

Globale Wasserprobleme sind lösbar“, sagt das Internationale Wasserforum der Vereinten Nationen. Gefragt sind Einzelne, Organisationen, Wirtschaft und Staaten.

 


Impulse für unser Handeln


Was wir wissen:

1. Die aktuelle Situation um das Wasser ist ernst.

2. Viele sind nicht oder ungenügend informiert.

3. Von der lokalen bis zur globalen Ebene ist die Situation komplex.

4. Es braucht individuelles, strukturelles und globales Engagement.

5. Es gibt Interessengruppen, die sich für mehr Sorge zum Wasser einsetzen.


Bildung

Um die Probleme rund um das Thema Wasser anzugehen, müssen wir an verschiedenen Stellen ansetzen. Zunächst muss die breite Bevölkerung für die Problematik sensibilisiert werden. Hier ist die Schule gefordert, es braucht aber auch Bildungsangebote und Informationen für Erwachsene. So ist wichtig, dass das Thema im Gespräch bleibt, trotz oder gerade wegen der Pandemie.


 

In der Schule hat unser Biologielehrer ein spannendes Beispiel erzählt. Wenn man mit Pestiziden gegen Läuse vorgeht, dann sterben nicht nur die Läuse, sondern auch die Marienkäfer,

welche sich von den Läusen ernähren. Ohne Fressfeinde kann sich die Lauspopulation

schnell erholen und nach einem Monat hat man ein grösseres Problem als vorher.

Diese Erklärung habe ich auch 20 Jahre später nicht vergessen.

Teilnehmer «ethikCafé»

 

Individuelles Engagement

Auch im alltäglichen Verhalten können wir viel beitragen. Um Wasser zu sparen kann jeder und jede zum Giessen der Pflanzen Regenwasser sammeln. Dies spart sogar Geld. Und wie man am Beispiel der Pandemie sehen kann, spielt unser Konsumverhalten eine grosse Rolle.


Weil 80% unseres Wasserverbrauchs im Ausland entsteht, können wir auch darauf achten, vermehrt lokal und nachhaltig zu konsumieren. So verhindern wir, dass unser Konsumverhalten Menschen im Süden, die häufig wenig Wasser für ihre Grundbedürfnisse haben, um Ressourcen konkurrenziert.

Allerdings sind Angebot und Nachfrage stark verzerrt. Durch Subventionen und die Preispolitik der Grossverteiler sind nachhaltige Produkte viel teurer, als sie eigentlich sein sollten. Gerade wenn man alle Kosten von Gesundheits- und Umweltschäden zusammenrechnet, sind nachhaltig produzierte Produkte eigentlich günstiger als konventionelle. Dennoch sind nachhaltige Produkte gerade für ärmere Bevölkerungsschichten unerschwinglich.

 

Das Wasserschloss Schweiz importiert mehr als 87% seines Wasserverbrauches in Form von Konsum- und Luxusgütern, die im Ausland produziert werden.

 

Teilnehmer «ethikCafé»: Sind nicht Bio-Bauern Organisationen hier wirksame politische Partners?

Franziska Herren: Leider nicht. Sie haben Interesse, dass ihre Bioangebote als spezialisierte Marktnische mit ihre Mehrpreis und weniger Konkurrenz bleibt.

 

Politisches Engagement

Engagement einzig auf der individuellen Ebene reicht nicht. Die Trinkwasser- , Pestizid- und Gletscherinitiative sind drei mögliche Massnahmen, strukturelle Veränderungen in der Gesellschaft zu ermöglichen und unser Wasser zu schützen.

 

Wenn jemand auf der Autobahn rast, wird er bestraft. Übertretungen im Zusammenhang mit Pestiziden werden aber von Verantwortlichen verharmlost.

Franziska Herren

 

Wohl im Herbst 2020 stimmen SchweizerInnen über eine Initiative ab, die auch mit der Wasserproblematik im Süden zusammenhängt. Die Konzernverantwortungsinitiative fordert, dass Unternehmen mit Sitz in der Schweiz bei ihren Tätigkeiten im Ausland die Menschenrechte und internationale Umweltstandards respektieren müssen. Dazu gehört auch, Gewässer nicht übermässig zu verschmutzen und Wasserressourcen nicht zu übernutzten.


„Das Bewusstsein in der Politik ist vorhanden, aber man will sich nicht zum Thema äussern.“ erklärt Franziska Herren von der Trinkwasserinitiative und fügt an: „Interessengruppen und ihre Lobbys wie die Fleisch- oder Pestizidlobby spielen dabei eine starke Rolle. Dies bremst und verhindert politisches Handeln. Darum ist die direkte Demokratie der Schweiz entscheidend, wenn es um Veränderungen geht,“ so Franziska Herren.

 

Teilnehmer «ethikCafé»: Sind nicht Bio-Bauern Organisationen hier wirksame politische Partners?

Franziska Herren: Leider nicht. Sie haben Interesse, dass ihre Bioangebote als spezialisierte Marktnische mit ihre Mehrpreis und weniger Konkurrenz bleibt.

 

Wirtschaftliches Engagement

In Sambia ist der Staat sehr stark und die Gesetze sind eigentlich gut. Der politische Stil ist aber ein anderer und es kommt häufiger zu Gefälligkeiten und Klan-Politik. Dies erschwert die Sicherung der Wasserversorgung. Ausländische Unternehmen zapfen für Plantagen Flüsse und Grundwasser ab. Die Unternehmen treffen sich zwar mit lokalen Politikern und versprechen eine Infrastruktur für die Wasserversorgung der Bevölkerung zu erstellen, um im Gegenzug die Lizenzen für die Wassernutzung zu erhalten. Doch auch Jahre später ist von dieser versprochenen Infrastruktur nichts zu sehen und die Bevölkerung hat das Nachsehen. "Der Verkauf von Trinkwasser ist in Sambia ein riesiges Geschäft, das in den Händen von ausländischen Unternehmen ist. Sämtliche Gewinne aus diesem Geschäft fliessen ins Ausland," soUeli Schäli.

 

Rund 750 Millionen Liter Wasser extrahiert

die Firma Nestlé jährlich aus Vittel und Contrexéville und verkauft sie im nahen Ausland.

 

Komplexität

Es ist zu kurz gegriffen einfach den Bauern die Schuld für die Verschlechterung der Trinkwasserqualität zu gegen. Man muss ihnen ihre Sorgen nehmen und Strukturen schaffen, dass sie auch ohne Einsatz von Pestiziden und Antibiotika ihre Existenz sichern können. Es ist nicht so einfach gegen die Macht grosse internationale Konzerne zu kämpfen, damit Leute im Süden ihre Lebensgrundlage Nummer eins nicht für unsere Konsumbedürfnisse verlieren. Wir haben auch Hindernisse wie eine schlecht informierte Bevölkerung, finanzielle Interessen, Lobbygruppen sowie Politikerinnen und Politiker, die wegschauen.


 

Das Wasser wird uns von der Schöpfung sauber zur Verfügung gestellt. Wenn es plötzlich weg wäre, würden wir nur noch dem Wasser nachrennen. Alles andere – Geld, unser Job – wäre plötzlich unwichtig. Es ist unsere Aufgabe das Wasser zu schützen.

Franziska Herren

 

Häufig sind solche Komplexitäten der Faktor, der die Leute lähmt, etwas zu unternehmen. Sie resignieren und sagen: "Ich weiss aber nicht was ich machen kann.“ Die Theorie der komplexen Systeme gibt Hoffnung. Sie zeigt: „wenn sogar etwas kleines im System sich verändert oder bewegt, bewirkt dies im ganzen System eine Veränderung,“ erklärt Thomas Wallimann, «Leiter ethik22». Wir dürfen von verschiedensten Seiten an unterschiedlichen Fäden ziehen und sicher sein, das etwas sich verändert. Es macht Mut und kann grössere Veränderungen bringen, wenn dies viele tun.


Wie bei allen gesellschaftlichen Themen ist es wichtig, die Situation genau betrachten und bewerten. Dazu brauchen wir Räume für Dialog wie unsere ethikCafés.





Besuchen Sie das nächste ethikcafé!







«ethik22» bietet Raum für Dialog und Werte damit wir Komplexe Fragen nicht allein beantworten müssen. Zusammen finden wir Perspektiven.


Anker 1
bottom of page